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Solidarische oder gemeinschaftsgetragene Landwirtschaft (Solawi)

Aktualisiert: 25. Juni

Auch wenn solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) mittlerweile kein Novum mehr ist, scheinen vor allem jene Interesse daran zu haben, die bereits eine gewisse Affinität gegenüber alternativen Gesellschafts- bzw. Wirtschaftsentwürfen haben. Schade eigentlich, denn insbesondere eine in ökologische bzw. regenerative Anbaumethoden eingebettete solidarische Landwirtschaft sollte eigentlichen alle interessieren, die es mit Umwelt, Klima und Gesellschaft ernst meinen. Im Folgenden möchte ich daher a) einen kurzen Überblick darüber geben, was solidarische Landwirtschaft eigentlich ist, b) warum sie so wichtig ist und c) was ihr, VerbraucherInnen von einer Teilnahme an einem solchen Modell habt.

SoLa... was? – Was genau ist eigentlich eine solidarische (oder gemeinschaftsgetragene) Landwirtschaft?


Bei einer solidarischen Landwirtschaft kommen ErzeugerInnen und VerbraucherInnen in einer (relativ) marktunabhängigen Wirtschaftsgemeinschaft zusammen. Wer Teil einer SoLaWi ist, trägt gemeinsam mit anderen die Kosten und das Risiko des Anbaus, das sonst die ErzeugerInnen allein tragen würden. Im Gegenzug erhalten alle TeilnehmerInnen regelmäßig frisches, saisonales Gemüse. Direkt vom Acker auf den Teller, sozusagen.

Für die GemüsegärtnerInnen bedeutet das auf den ersten Blick vor allem eins: Planungs- und Finanzierungssicherheit jenseits von Wachstumszwang oder Existenzangst. Weniger offensichtlich ist – zumal solidarische Landwirtschaft nicht der ökologischen bzw. regenerativen Landwirtschaft vorbehalten ist –, welchen Mehrwert die solidarische Landwirtschaft auch für Umwelt, Klima und Gesellschaft mit sich bringen kann.

In dem Moment, in dem die Landwirtin sich nicht mehr nur (!) auf ihre ökonomische Existenz konzentrieren muss und die minimal angefressenen Kohlrabi oder die leicht krummen Möhren mit Sicherheit einen (willigen) Abnehmer finden, eröffnen sich Spielräume. Spielräume, die zum Schutz von Umwelt, Klima und Artenvielfalt genutzt werden können. Klar ist: Finanzielle Absicherung ist bereits ein Fortschritt. Diejenigen, die die Lebensmittel erzeugen, die wir tagtäglich konsumieren, sollten nicht allein mit dem Risiko ihrer Erzeugung dastehen. Fest steht aber auch, dass (Land)Wirtschaft – und damit auch Gesellschaft – erst dann wirklich nachhaltig ist, wenn sie sowohl Umwelt- als auch Klimaschutz mitdenkt (und mitmacht!).

 

Mischkultur im Gemüsegarten. Die Arbeit ohne Maschinen macht uns nicht nur unabhängiger von fossilen Brennstoffen, sondern ermöglicht auch einen Anbau, der besser für den Boden und dabei noch schön anzuschauen ist.
Mischkultur im Gemüsegarten. Die Arbeit ohne Maschinen macht uns nicht nur unabhängiger von fossilen Brennstoffen, sondern ermöglicht auch einen Anbau, der besser für den Boden und dabei noch schön anzuschauen ist.

Eine solidarische Landwirtschaft, die Wachstumszwang und Profitmaximierung hinter sich lassen kann, macht beides möglich. Gleichzeitig stellt sie, wenn auch zunächst „im Kleinen“ einen Raum dar, in dem Alternativen – ökologisch wie wirtschaftlich – erfahrbar gemacht werden. Erfahrung, die meiner Meinung nach aber notwendig ist, um eine größere sozial-ökologische Transformation voranzutreiben.

In der Gemüserei Heidelberg unternehmen wir genau diesen Versuch. Wir verpflichten uns den gängigen Methoden des ökologischen Landbaus. Wir gehen aber noch einen Schritt weiter.

In der Gemüserei wird Gemüse ohne Bodenbearbeitung angebaut. Vorteil: Auch die Artenvielfalt im Boden nimmt zu. Pilze, die auch bei minimaler Bodenbearbeitung oft ge- oder gar zerstört werden, können sich etablieren. Neben den Saprobionten, die organisches Material zersetzen und dabei auch Nährstoffe für Pflanzen verfügbar machen, hoffen wir als Gemüsegärtner auch auf solche Pilze, die mit Pflanzen in Symbiose leben. Mykorrhiza-Pilze versorgen Pflanzen mit Nährstoffen, Wasser und verbessern das Abwehrsystem gegen Schädlinge. Alle Pilze speichern viel (und langfristig) Kohlenstoff im Boden.
In der Gemüserei wird Gemüse ohne Bodenbearbeitung angebaut. Vorteil: Auch die Artenvielfalt im Boden nimmt zu. Pilze, die auch bei minimaler Bodenbearbeitung oft ge- oder gar zerstört werden, können sich etablieren. Neben den Saprobionten, die organisches Material zersetzen und dabei auch Nährstoffe für Pflanzen verfügbar machen, hoffen wir als Gemüsegärtner auch auf solche Pilze, die mit Pflanzen in Symbiose leben. Mykorrhiza-Pilze versorgen Pflanzen mit Nährstoffen, Wasser und verbessern das Abwehrsystem gegen Schädlinge. Alle Pilze speichern viel (und langfristig) Kohlenstoff im Boden.

Ohne Bodenbearbeitung fördern wir Artenvielfalt im Boden und sorgen dafür, dass Kohlenstoff dauerhaft im Boden bleibt. So leisten wir nicht nur einen Beitrag zu Umweltschutz und Artenvielfalt über dem Boden, sondern tragen vor allem auch dazu bei., dass die deutlich zahlreicheren Organismen im Boden und das Klima sich ebenfalls freuen.

Al dies, wird erst durch eine Gemeinschaft ermöglicht, die bereit ist, faire und stabile Löhne für die GärtnerInnen zu garantieren.

Umwelt- und Klimaschutz, faire Löhne sowie die Förderung lokaler Lebensmittelerzeugung sind dir wichtig? Du willst wöchentlich frisches, unbehandeltes Gemüse direkt „vom Acker auf den Teller“? Dann werde Mitglied einer solidarischen Landwirtschaft!


Hier noch ein paar Infos zu häufig gestellten Fragen im Kontext der solidarischen Landwirtschaft.

Sind solidarische und gemeinschaftsgetragene Landwirtschaft das Gleiche?

Vielleicht hast du auf der Homepage der Gemüserei Heidelberg häufiger den Begriff "gemeinschaftsgetragene Landwirtschaft" gelesen und fragst dich jetzt: Ist das das Gleiche wie solidarische Landwirtschaft?

Die kurze Antwort lautet: Ja, die beiden Begriffe beschreiben das Gleiche.

(Meine) etwas längere Antwort lautet: Mir gefällt der Begriff der gemeinschaftsgetragenen Landwirtschaft eigentlich besser. Es geht nämlich nicht (nur) um Solidarität gegenüber dem/der Landwirtin. Es geht vielmehr darum, dass als Gemeinschaft mehr möglich ist. Als VerbraucherIn ermöglichst du eben nicht nur finanzielle Stabilität und Planbarkeit für die Gärtner. Die Gärtner können wiederum ihren Beitrag zu Umwelt- und Klimaschutz leisten. Der Begriff der gemeinschaftsgetragenen Landwirtschaft beschreibt in meinen Augen also etwas besser, um was es wirklich geht: Ein wechselseitiges Versprechen für eine zukunftsfähige(re) (Land-)Wirtschaft.

Der Begriff ist außerdem insofern passender, als die Erzeugung des Gemüses selbst im wahrsten Sinne des Wortes durch eine unendlich vielseitige Gemeinschaft von Organismen im Boden "getragen" wird.

Ist das Ganze nicht letztlich eine Abo-Kiste?

Insofern es eine wöchentliche Gemüsekiste gibt, für die ihr jährlich bzw. monatlich bezahlen könnt, könnte man meinen es sei das Gleiche wie eine Abo-Kiste.

Im Gegensatz zu einer üblichen Abo-Kiste gibt es in unseren Kisten nur Gemüse (und zukünftig auch etwas Obst), das auch im Handschuhsheimer Feld erzeugt wurde. Für die Gemüserei-Kiste wird nichts zugekauft. Das Gemüse wird außerdem am Tag der Abholung geerntet. Frischer geht es entsprechend nicht.

Es stimmt zwar, dass unser Modell etwas weniger flexibel ist. Wir liefern beispielsweise nicht direkt vor deine Haustür. Dafür ist die gemeinschaftsgetragene Landwirtschaft, wie wir sie betreiben - physisch wie psychisch - deutlich nachhaltiger. Wir konzentrieren uns auf das, was wirklich wichtig ist: Qualitativ hochwertiges Gemüse, eingebettet in eine Landwirtschaft, die faire Löhne und gesunde Arbeitszeiten ernst nimmt.

Statt zusätzlich stundenlang mit dem Auto durch die Gegend zu fahren, beliefern wir - neben der Abholung direkt im Feld - ein Depot für knapp dreißig Personen. Ein Kompromiss, der Transportwege (und Kosten) einspart!

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